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Blog 7 Teil 1

vom Norden Spaniens der Atlantikküste folgend runter nach Portugal vorbei an all den Fischerdörfern rein nach Porto und Lissabon

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Blog 7 Teil 2

ab Lissabon zu zweit die Atlantikküste Portugals und Spaniens runter vorbei an viele traumhaften Stränden und spannenden Städten wie Cadiz und Sevillia

Finesterra – Porto – Lissabon – Faro – Seville – Cadiz – Tarifa – Gibraltar

Finesterra

Es regnet, es regnet, der Regen macht uns nass.

Den Jakobsweg im Rücken, zusammen mit Anna die ich bald wieder treffen werde geht’s Richtung Chee.

Unglaublich abends in der ersten Herberge werden wir abgewiesen, wir wären ja nun keine Pilger mehr!

Bitte was? Keine Pilger, und was machen all die, die hin- und zurückpilgern???

Naja so ganz ernst hatte ich das nie genommen aber trotzdem, es ist dunkel, nass und eklig. Eine Herberge wäre doch ganz nett. Eine Ecke weitergeradelt finden wir was in Chee.

Tags darauf bekommt Annas Rad den letzten Schliff und die Dame einen Helm verpasst, und ich verabschiede mich.

Galizien; Regen und Regenbogen im Wechsel. Im Hinterland scheint’s, ich bekomme nur etwas Hagel ab.

Jetzt wieder alleine nach all der Zeit unter Pilgern erst mit Alina und Priska, und die letzten Wochen mit Anna und Timmi.

Achterbahnfahrt auf der Küstenstraße entlang Richtung Portugal.

Wenn das Wetter mitspielt ein Traum, im Regen kalt.

Bis Portugal finde ich immer wieder eine Hausruine oder kleinen Unterschlupf in dem ich mich verkriechen kann. Mal eine nicht fertiggestellte Villa, dann das Letzte Rattenloch, in dem hunderte tausende verschimmelte Spinnen von der Decke hängen.

Aber bei dem Wetter da draußen verzichte ich auf meinen kleinen Swimmingpool – Zelt, obwohl ich es endlich mal imprägniert habe und es deutlich dichter sein dürfte als noch zu Jakobsweg Zeiten.

Ja, Achterbahnfahrt im Regen, hoffen auf wärmere Zeiten, den Süden entgegen.

Eine Spannende Küstenstraße mit kleineren verträumten Fischerdörfern und Städtchen.

Vigo der letzte große Ort vor Portugal. Ich immer noch auf der Suche nach Bremsklötzen und Fahrradschläuchen. Meinen letzten hatte ich vor Wochen auf dem Camino verschenkt. Wollte schon längst Ersatz besorgt haben, und es kommt wie’s kommen muss! Nachts im Regen einen Platten.

Bei 200% Luftfeuchte in Dunkelheit einen Platten und dann noch kein Schlafplatz in Sicht.


So tigere ich durch Vigo und suche einen Radladen, in der Hoffnung nochmal ein paar Bremsbeläge zu finden.

Nach dem vierten Radladen gebe ich auf, es ist dunkel und regnet. Ich frage einen Polizisten ob´s vielleicht eine Pilgerherberge hier gibt, total süß; der schleift mich zur Wache und schaut eine halbe Stunde im Internet, und telefoniert rum, bis er eine Herberge 13 Kilometer zurück für 5 Euro findet.

Aber ich soll mich beeilen, die Herberge schließt schon um 8 Uhr.
Meine letzte Pilgerherberge in Redondela, in einem schönen alten Kloster.

Nur ein Deutscher Pilger hier in der Herberge, dem Timmi schon vor ein paar Tagen zuvor begegnet ist, demnach müsste Timmi schon in Porto, Portugal sein.

Ich gewinne gegen ihn eine Wette und er schuldet mir einen Kasten Bier, aber das wird wohl dauern bis ich den einlösen kann.

Ja, obwohl ich größtenteils dem Camino Portuguese entgegengesetzt folge hat das mit der Pilgerschar aufgehört. Ein, zwei Pilgerchen am Tag, obwohl ich denen ja jetzt entgegen radele, und die Küstenlandschaft reizvoller ist als viele der Teilstücke des Standard Camino.

Die vorerst letzten Meter Spaniens. Ab Vigo wird’s flach, mit Rückenwind Richtung Portugal und die Sonne lacht.

Von Paxase nach Caminha führt eine Fähre die alle zwei Stunden geht und mir genau vor der Nase wegfährt. Mit zwei Kaffee gedopt geht’s umsonst nach Portugal, der Fährmann grinst mich nur nett an.

Na das nenn ich mal ein nettes Hallo Portugal.

Der erste Eindruck erinnert mit an den Übergang Frankreich, Spanien. Hier, keine hundert Meter von Spanien weg alles etwas runtergekommener, einfacher.

Lauter alte Opel Kadetts, wie wir sie bis vor zehn Jahren totrepariert haben, und der schöne alte Mercedes hält sich hier immer noch zu Hauf am Leben.

Der Kaffee ist noch einmal eine Ecke günstiger und auch die kleinen einfachen Fischerdörfer machen einen ziemlich runtergekommen Eindruck. Das Leben findet meist in und um die Kaffees statt.

Aber gefischt wird trotzdem, immer wieder kleine Fischerboote am Horizont wie Ameisen im Atlantik zu erkennen.

Immer der Küstenstraße nach unten folgend. Sogar die Hauptstraße - Kilometer lang Kopfsteinpflaster.

Selbst mit meinem gefedertem Biki ein ratatatatat –Hand-Rücken-Körperdurchschüttelprogramm
... und ganz ab und zu finde ich sogar ein Pilgerteilstück des Camino Portuguese direkt an der Küste entlang, fernab der Straße.

Bis Porto finde ich wie in Spanien auch oft traumhaft schön gelegene, nie fertiggestellte Bauruinen als Schlafplatz, oder mal ein Strandkaffee das zum Verkauf steht und mir als Windschutz dient.

Das Wetter wird deutlich besser und es gibt rosarote Sonnenuntergänge im Atlantik.

Jaaa, das ist Freiheit.

He, und Portugal sprechen die Leute auf einmal alle Englisch, viel besser als in Spanien.

Abgeschnitten von Spanien haben die sich der Außenwelt ähnlich wie Holland geöffnet und sogar viele ältere Menschen sprechen einigermaßen Englisch.

Da macht das kommunizieren gleich viel mehr Spaß. Gleich die erste Portugiesin die mich anspricht gibt mir den Tipp in Viana do Castelo in der Jugendherberge auf einem alten Ozeandampfer zu übernachten.

Einen Tipp den ich dankend annehme, es riech schwer nach Regen und auch wenn ich den Regen so einigermaßen umgehe, sind alle meine Klamotten feucht und Klamm.

In einer Kajüte für mich alleine breite ich mich aus. Nur noch eine Chinesin mit als Gast an Board, deren Treffen mir zwei Tage Später zum Verhängnis wird.

Zusammen mit Ray, mit der ich mich toll verstehe, besteige ich die Kirche von Santa Luzia über dem Ort. Oben treffe wir eine Weltenbürgerin Anfang Siebzig mit ihrem dritten Sohn den sie aus zweiter Ehe in Indonesien bekam, aber mit englischstämmigen Vater. Sie hatte ihn mit 14 vor die Wahl gestellt ob er mit nach Afrika möchte oder nicht, und die letzten Jahre hatte sie in Nepal und Indien studiert.

Jetzt lebe sie seit vier Monaten hier wo sie eine Wohnung habe. Tausende spannende Geschichten. Ray verschwindet mit dem Bus nach Porto und es ist Nachmittag ehe ich diesen Ort und einige Kaffee später verlasse.

Zwei wunderschöne Tage der Küste folgend nach Porto rein. Vor Tagen schon von Timmi die Nachricht er sei in der Stadt und würde auf mich warten.

Erst treffe ich einen bärtigen, gesprächigen Franzosen mit Tourenrad, der hier vor sechs Monaten angekommen und gestrandet ist und ja eigentlich auch mal nach Afrika radeln wollte. Auf dem Weg durch die Stadt, das Hostel suchend in dem ich mich mit Ray verabredet hatte, der nächste Deutsche mit „Mountainbike“, einer alten Gurke. Ein junges Kerlchen Mitte zwanzig der hier mit Straßenjonglage ein paar Euro verdient. Das witzige: Er bewohnt eine Bauruine und beherbergt gerade Timmi als Gast. Er kann’s kaum glauben das er zwei deutsche innerhalb einer Woche trifft die mit dem Rad nach Afrika wollen. Zusammen trinken wir einen Kaffee, und er fordert mich auf doch auch mit bei ihm zu bleiben.

Ich ziehe es vor im Oporto City Hostel mich mit Ray zu treffen und da zwei Nächte zu bleiben.

Ein erst kürzlich aufgemachtes Hostel für 11 Euro die Nacht. Teilweise recht nett und liebevoll eingerichtet aber Küche und Bad doch noch extremst improvisiert und unfunktionell, um es mal harmlos zu beschreiben. Aber he, wenn ich an Asien denke, drei Sterne. Und Afrika wird bestimmt auch ekliger.

Süß sind drei schweizer Jünglinge, Großmäuler südländischer Herkunft die wohl sonst immer die Fresse weit offen haben. Immerhin bereisen sie Europa mit dem Flugzeug für sieben Tage. Drei Tage hier in Porto, dann mit dem Flugzeuge nach London für vier Tage, um dann wieder nach Barcelona für drei Tage zu jetten.

Keinen Plan von nichts die Jungs und frieren wie die Häschen. Die haben sich nach der ersten Nacht einen Heizstrahler für 35 Euro für die weitern zwei Nächte gekauft weil es ihnen so kalt war.

Dafür hätten die drei Weicheier woanders ein Hostel mit warmer Dusche und Heizung gefunden.

Porto ist eine der Städte die mir auf anhieb gefallen, diese Lage am Hang mit den vielen kleinen Häuschen, einen Charme den Stadt umgibt. Ich lasse mich den ganzen Tag durch die Stadt mit ihren Gassen treiben. Abends mit Ray unterwegs. Wirklich ein lustige cleveres chinesisches Mädchen, sie studiert gerade Französisch in Bordeaux und macht einen Kurztrip durch Portugal. Wir albern herum und essen ein paar Tapas. Auf dem Weg zum Hostel zurück will sie unbedingt auf einem Springbrunnen fotografiert werden, ich hebe sie hoch und schieße ein paar Bilder.

Beim Versuch sie übers Wasser unterzuheben, rutsch ich vom Brunnenrand ab und knalle mit ihr in den Armen seitlich auf die Rippen.

Jaaauuuul das tat – tut weh. Rippe, wie gemein. Ich tue so als wär nix schlimmes aber alleine vom Schmerz ist mir leicht schwindelig.

Ja von diesem Abend habe ich noch über zwei Monate was.

Es tut ihr furchtbar leid aber ein Indianer leidet keinen Schmerz oder??? Trotz der Flasche Wein die wir, ich abends im Hostel trinke, kaum Schlaf vor Schmerz.

Etwas angeschlagen verlasse ich Porto dann mittags. Laufen tut weh, liegen tut weh, nur radfahren - das geht ;) – zumindest solange keine großen Schlaglöcher oder schlagartigen Lenkbewegungen kommen.

Aus Porto raus über eine tolle alte Stahlbrücke auf die Seite der großen Portwein Destillerien. Von hier noch einmal der tolle Blick auf die Stadt die sich den Berg aufreiht.

Die Küstenstraße Richtung Lissabon ein Traum, erst ein Kilometer Strandweg aus Holzplanken durch die Dünen. Nur für Fußgänger gedacht entlang dem Küstenstreifen, aber um die Jahreszeit sind nur ganz wenige Leute geschweige denn Touries unterwegs.

Echte Traumpfade und da wo die Planken enden teilweise sogar ein Radweg in Richtung Lissabon.

Weihnachtsstimmung in allen Städten und Dörfern, wie einst in Neuseeland. Ein komisches Gefühl, so Weihnachten ohne Glühwein und Märkte. Dazu spüre ich deutlich meine Rippe. Husten, niesen, lenken - alles tut weh.

Aber dafür hält das Wetter einigermaßen und die Radwege der Küstenstraße entlang machen alles wieder gut, Surferstrände an denen sogar um diese Jahreszeit ein paar verrückte Nordeuropäer in den Wellen rumturnen. Eine absolute Empfehlung. Nur die letzten Hundert Kilometer nach Lissabon kürze ich übers Hinterland ab.

Der zehnte Dezember 2012. Ich habe für mich ausgemacht auf der Hochzeit meines besten Freundes aufzukreuzen. Ich komme in Lissabon an. Tuckere einige Zeit durch die Stadt bis ich nachmittags im Yes Hostel lande. Mit Hilfe von Skype und meinem ersten Chat home kann ich ein Flug nach Frankfurt für morgen Abend buchen. Auf Meiner Kreditkarte ist kein Geld mehr, und zum Aufladen fehlt mir meine Telefonkarte.

So das Ticket in der Tasche jetzt muss ich nur noch einen Stellplatz für Biki und das Gepäck finden.

11. Dezember, morgens mit Rad und Gepäck durch die City, weder am Bahnhof noch Post gibt es Aufbewahrungsplätze. Der dritte Radladen hat ein Kämmerchen für meine Dame

Jetzt werde ich etwas ruhiger, habe noch drei Stunden bis zum Flug. Lege mich in die Abendsonne vor den Flughafen, und trete einen Kurztrip nach Deutschland in Shorts an.

Von Zöllnern und Touries mit Grinsen willkommen geheißen. Die sich auch denken der hat keine Ahnung das da draußen gleich eine Eiseskälte und Schnee herrscht. Ich komme nur mit Shorts und Sandalen an. Im Handgepäck nur meinen Elektrokram und Ersatz Unterwäsche.

Aber so schaffe Ichs ohne irgendwo lange warten zu müssen genau die letzte Verbindung nach Gießen abzupassen. Weil der Automat defekt ist empfiehlt mir die Lady am Bahninfostand sogar direkt die S-Bahn zu nehmen, da würde eh nicht mehr kontrolliert, weil ich sonst nicht mehr schaffe.

Wow, seltene Aussage eines Bahnmitarbeiters. Quasi Aufforderung zum Schwarzfahren.

12.12.12 um 0 Uhr morgens erreiche ich Gießen und werde von meinen Eltern am Bahnhof abgeholt.

Brrrr, langsam wird’s doch kalt so in Shorts und dem Schnee da draußen. He, aber ich freu mich dieses Jahr nochmal etwas weiß zu sehen und ich freue mich auf de Hochzeit.

Nur ganz wenige wissen von meinem vorhaben. In Launsbach krame ich noch ein altes Rad von mir Raus und durch eine Winterlandschaft der Lahn entlang auf einem Vereisten Radweg geht’s zur Villa Leutert.

Yakyakyak

 

Überraschung gelungen.

Wohl keiner der mit meiner Anwesenheit heute gerechnet hätte.

Mia und Laika, die zwei süßesten Hunde der Welt, in der zweiter Hauptrolle: Mit Schleifchen und Trauringen um den Hals – und he, kommen mir da etwa Freudentränen? Schluchz.
Aber he, wann heiratet der beste Freund schon einmal???
Zu mindestens bei Stefan und Hanne bin ich mir sicher dass es das einzige Mal bleiben wird.

Ein toller unvergessener Wintertag der abends mit Glühwein weitergeht und erst morgens mit der Traumwelt der Hobbits endet.

Die zehn Tage in Schland düse ich durch die Gegend, besuche Freunde, schreibe zwei E-Mails an Ortlieb und The North Face meiner Ausrüstung betreffend. Und he, zwei Tage später habe ich einen neuen Satz Radtaschen, drei Tage später ein neues Zelt.

Oh wie werde ich meinen kleinen Swimmingpool vermissen.

Zudem bekomme ich als Weihnachtsgeschenk eine neue super Isomatte und bestelle mir acht Sätze Bremsklötze. Damit sollte ich bis Südafrika kommen.

Dann wird’s gemütlich. Für drei Tage fahre ich mit meinen Eltern an die Mosel. Mein Dad feiert seinen siebzigsten Geburtstag. Noch einmal wandern wir auf dem Jakobsweg für ein paar Kilometer im Nebel über der Mosel. Ja ich denke daran dass Alina vermutlich tatsächlich da unten vor ein paar Monaten mit Pferdchen Luna langgeritten ist.

 

Wieder in Gießen ein langer Weihnachtstag. Erst der Weihnachtsdownhill im Schneematsch die Fuchskaute bei Herborn runter, dann mit dem Rad noch einmal zum Dünsi hoch zum Glühweintrinken, mit alten Bekannten. Der Tag geht weiter, ich feier erst bei dem Dörrer Familienklan Weihnachten. Na wenn ich schon in Gießen bin muss eine alte Tradition erhalten werden. Bin zum Weihnachtsessen bei Pancho und Jutta eingeladen, spiele noch einmal Mädchenschreck. Juttas Töchter lieben mich einfach abgöttisch.  Weil Jutta nach der Bescherung sanft einschläft, verschieben wir den Disco Abend im Poco und ich beende meinen letzten Abend im Zombizil, einer der wenigen Kellerkneipen in denen man sich am 24.12. in Gießen nach der Bescherung trifft.

Am Nachmittag werde ich von Stefan und Hanne zum Flughafen gebracht. Mit vielen schönen Erinnerungen zurück nach Lissabon zu Biki.

Kurz vor Mitternacht wieder im Yes Hostel, inzwischen ist auch Anna die ich ja vom Ende des Jakobswegs kannte mit ihrem Rad in der Stadt angekommen.

Wir wollen zu zweit die Westküste Portugals runter, ich bin gespannt ob das gutgeht.
Eine Woche um Sachen zu packen und sich neu zu organisieren.

Lissabon voller Leben, vor allem das Nachtleben in den Gassen ein Erlebnis. Selbst im Winter findet hier ein Großteil draußen statt. So richtig kalt ist es auch nicht mehr.

Und das Wetter im Vergleich zu dem was ich in den Wochen zuvor hatte ein Traum.

Ich brauch ein bisschen um mich an die Stadt zu gewöhnen. Kaum hat man sich daran gewöhnt und etwas zurechtgefunden geht’s weiter.

Neujahr in der Landeshauptstadt verbracht und he, fast zur Enttäuschung hier wird fast nicht geballert.

Erst jetzt fällt mir auf das in den Läden und auf den Straßen überhaupt keine Feuerwerkskörper verkauft wurden. Nur unten am Hafen ein größeres Böller Raketen Lichtspiel am Meer. Dafür um so mehr Trubel in den Gassen.

Yakyakyak. Es ist 2013, eigentlich wollte ich schon längst in Afrika sein aber wieder einmal kommt alles anders. Jetzt zu zweit mit Anna die portugiesische Atlantikküste runter.

Mit dem neuen Zelt bewaffnet bleibt uns auch jeder Regen fern. Ungefähr so wie wenn ich mit dem Regenschirm rausgehe, dann bleibt der Regen garantiert aus.

Nein, nein, mit mir altem Sturbock zu reisen ist bestimmt nicht das einfachste. He, wenn man so wie ich eine längere Zeit alleine Unterwegs war hat man einen eigenen Rhythmus und Rituale. Da muss die arme Anna manchmal nach meiner Pfeife tanzen.

Aber wir raufen uns ganz gut zusammen und es wird eine lustige Reise an der Iberischen Halbinsel runter bis Gibraltar.

Erst einmal raus aus Sevilla mit der Fähre auf die andere Seite und bis zum Abend haben wir die Stadt hinter uns gelassen.

Ja, am Anfang schiebt Anna noch brav jeden Hügel hoch. Zu erklären das hochstrampeln effizienter ist hilft nichts. Da muss Anna ganz alleine durch. Gemein diese ganzen Hügelchen. Von Bergen zum Glück weit und breit keine Sicht.

Aber jeder Anfang ist schwer, und mit einem vollbeladenem Rad loszuziehen ist eben doch nochmal anders als frei ohne Gepäck durch die Landschaft zu radeln.

Auf tollen Seitenstraßen den Küstenstreifen runter. Ja, Radfahren kann traumhaft schön sein, vor allem wenn das Wetter mitspielt, wie in unserm fall.

Endlich, wir hatten ja auch wahrlich genug Regen in Galicien abbekommen. Selbst auf den größeren Straßen fast kein Verkehr. Noch ist es recht kühl und wir versuchen uns abends am Lagerfeuer etwas aufzuwärmen ehe wir ins Zelt kriechen.

Am Atlantik finden wir die schönsten Stellplätze. Oft direkt am Strand in den Dünen. Alles etwas sandig, aber da gewöhnt man sich schnell dran. Die tollen Sonnenuntergänge überm Atlantik lassen die Anstrengungen vom Tag vergessen.

Einmal weist uns ein alter deutscher Ex-Hippie der hierher als Bäcker zurückgekehrt ist den Weg und zeigt uns den Standort außerhalb des Dorfs wo sie früher als Hippies lebten. Dann landen wir immer mal wieder an den ganzen Surfstränden, unverkennbar an den Schildern. Jedes noch so kleine Verkehrsschild in einem Surfgebiet ist vollgeklebt mit Stickern.

In Portimão pflanzen wir unser Zelt genau an den Stadtrand zwischen zwei deutschen Campervans die hier auch wild Campen. Von den Jungs abends in ihren echt edel von innen ausgebauten Bussen eingeladen. Ja, da wird so manch ein Gläschen Wein getrunken und erzählt bis tief in die Nacht hinein. Morgens beim Frühstücken kommen schon die ganzen Fischerboote wieder in den Hafen, umkreist von Möwenschwärmen. Bis wir loskommen ist es Mittag, immer mehr Camper aus Deutschland die jetzt bei unserm Platz aufkreuzen und nur kurz Hallo sagen wollen.

Engländer, Holländer und Deutsche, der südliche Küstenstreifen Portugals ist umschwärmt von Nordeuropäern mit Ihren Campingbussen, wie die Fischerboote von den Möwen.

Alle die vor dem Winter oben in den Süden fliehen. Aber wir haben auch schon seit Tagen richtig schönes Wetter. 

Es ist sogar so warm das wir zwar nicht im Atlantik gebadet uns aber immerhin in die Wellen zum waschen gewagt haben und uns von der Sonne und dem Wind wieder trocknen lassen konnten, ohne zu erfrieren.

An ein paar Plätzchen die so wunderschön sind verweilen wir sogar auch mal zwei Tage am Strand.

Vorbei an einem an das nächste geknüpfte Touristennest und überall Golfplätzte mit riesigen Hotelanlagen.

Wie ich´s schon vor 20 Jahren in Schottland erlebte, die schönsten Küstenstrecken sind von Golfplätzen übersät. Gerade hier in Portugal haben die doch gar nicht das Geld für diesen Sport. Und genauso sehen einige Nester aus: rein auf Tourismus ausgelegt, kahl, glatt, unpersönlich.

Aber dazwischen eben immer mal wieder ein verträumtes Fischerdörfchen mit all den Cafés für sechzig- siebzig Cent die Tasse schwarzes Doping.

 

Nach gut zwei Wochen erreichen wir Faro. Ja, Anna hat tapfer durchgehalten und braucht nicht einmal eine warme saubere Dusche. Hier suchen wir uns eine Herberge um uns und unsere Sachen zu waschen. Wir brauchen eine ganze Zeit bis ein passendes günstiges Hostel gefunden wird.

Ein erster kleiner Sturm mit Regen kommt auf sodas wir gleich zwei Tage bleiben. Selbst der nächste Tag Beginnt mit Wind und Regen der nicht aufhören will.

Mittags geht’s nach einem Regenschauer los und vom Rückenwind angetrieben kommen wir super voran, trotz leichter Regenschauer.

 

Noch einmal zeigt sich Portugal von seiner schönen Seite. Ein traumhafter Küstenstreifen mit Kiefernwäldchen und Sandstränden. Orte natürlich von den Holländer schon längst entdeckt und mit ihren Campervans besiedelt. Aber he, die sind ja eher harmlos, nur dass sie mit ihren Gazellerädern unendlich langsam den Radweg blockieren, das nervt dann schon etwas.

Mit der Fähre von Santo Antoni verlassen wir Portugal und es geht rüber nach Ayamonte in Spanien.

Das erste Stück noch eine Lehmpiste dem Küstenstreifen entlang Richtung Huelva, ehe es auf größeren Straßen durchs Hinterland Richtung Sevilla geht.

Es wird hügeliger aber Anna ist inzwischen über sich hinausgewachsen. Da war inzwischen so manch ein Tag mit einigen hundert Höhenmetern. Mit Stöpseln im Ohr und von der Musik getrieben, muss ich kaum noch oben warten. Bin manchmal sogar richtig erstaunt wie tapfer sie mithält.

Kurz vor der Stadt wird Anna das erste Mal krank. Es geht ihr die Nacht so schlecht das sie nicht schlafen kann und dauernd draußen rumwandelt. Wir schaffen es am folgenden Tag noch rein in die Großstadt. Kein leichtes Spiel zwischen all den Autobahnen und Schnellstraßen einen radtauglichen Weg zu finden. Weil es Anna so schlecht geht bleiben wir gleich ein paar Tage. Ich richte die Räder etwas her und wir nutzen es etwas aus größer Einkaufen und Kochen zu können.

Aber nicht nur Anna geht’s schlecht, auch ich habe Rücken. Durch die ständigen Rippenschmerzen habe ich mir vermutlich einen Hexenschuss zugelegt. Mehr als eine Stunde laufen geht nicht.

Angenervt von den Schmerzen streiten wir uns manchmal richtig im Supermarkt.

Weil im ersten Hostel Schnarch Nasen uns auch noch den Schlaf rauben, ziehen wir in ein zweites Hostel um, das größer ist und professioneller geleitet wird. Ein lustiger Australier der den ganzen Weg von Känguru Island über Südostasien, Indien, Iran mit seiner Vespa hierher getuckert ist.

Ausgerechnet hier vor dem Hostel haben sie ihm einen Teil seiner Aufkleber von der Gepäckbox runter gekratzt.

Lissabon mit seinen verwinkelten Gassen macht schon einen leicht afrikanisch angehauchten Eindruck.

Mauretanischer Baustil an allen Ecken und Enden.

Wie in den Dörfern und Orten zuvor überall mit Mandarinen vollbehangene Bäume die im Sommer Schatten spenden. Ein Gag der großen Cafés in der Innenstadt sind die Luftbesprenkelungsanlagen für die Gäste.

Ja, im Sommer wird es hier richtig heiß, selbst im Winter findet hier das Leben draußen in den Gassen statt. Straßenkünstler an allen Ecken und Kanten.

Einigermaßen erholt geht’s weiter jetzt wieder Richtung Süden, Cádiz.

Nach zwei Tagen Radfahren geht’s Anna wieder schlechter und sie nimmt den Zug Richtung Cádiz, ich radele hinterher.

Hier unten in Barrameda und Rota schon volle Karnevalsstimmung und Massenbesäufnis mittags auf den Gassen. So ein Gedränge das ich mit Biki kaum durchkomme.

Cádiz, die Karneval Hochburg Spaniens. Wie Rio von Brasilien oder Köln von Deutschland.

Aber das ist erst in einer Woche. Ich campe am Strand genau gegenüber der Stadt, keine 15 Kilometer Luftlinie entfernt.

Na, da sollte ich morgen doch schnell in die Stad geradelt sein und schreibe eine SMS an Anna das ich morgen mittags da bin.

Pustekuchen! Die ersten Kilometer morgens sind ein Traum. Nur Radwege und ein langer angelegter Schotterweg durch das Watt mit großen Holzbrücken.

Eine einzige große Parklandschaft die an der Universität an einem riesen Gebäudekomplex mit Kuppelbau endet.  Vor mir Cádiz auf der anderen Uferseite. Nur eine große Brücke, eine Autobahn, die rüberführt. Ich versuch’s, wäre nicht meine erste Autobahn auf der ich mit einem Rad lande, werde aber schon nach wenigen Metern von einer Polizeistreife gestoppt, die mir erklärt das ich so nicht in die Stadt käme, und deutet mir einen kleinen Umweg auf der Karte von ca. 40 Kilometern. Na super, und da ist auch gleich der nächste Weltenbummler mit Liegerad, den die wohl kurz vorher abgefangen haben.

Mike, der in einem Trailer mit seiner Bulldogge Sam reist. Ein witziger Engländer mit seinem stämmigen Hund im Anhänger reist. Wir radeln zum nächsten Café und legen einen kurzen Stopp ein. Mike hat keinen Bock mehr auf Cádiz und radelt weiter in die Richtung aus der ich komme.

Ich suche mir auf meiner Karte den neuen Weg Richtung Cádiz zurecht. Ich finde eine Piste fernab vom Verkehr neben einer neu angelegten Eisenbahntrasse, bis ich den Landstreifen nach Cádiz erreiche, auf dem ich nach Aussagen der Polizei in die City komme.

Unglaublich, aber auch diese Strecke ist eine Autobahn. Tatschlich führen nur zwei Autobahnen in die Stadt rein. Der kleine Unterschied, tatsächlich habe ich kein Fahrradverbotsschild gesehen, und nach einiger Zeit kommt auch der erste Rennradler an mir vorbeigezogen.

Cádiz, ich erreiche die Stadt viel später als gedacht, und als ich endlich Anna treffe wird’s schon fast dunkel.

Weils dem Mädchen nicht so gut geht bleibt sie sogar noch einen Tag hier im Hostel, während ich draußen vor den Stadttoren, da wo noch ein paar Campervans stehen, am Strand schlafe.

Die Stadt zieht sich an einem Kilometer langen Sandstrand entlang, und selbst jetzt ist Tod und Teufel auf der Strandpromenade los. Dahinter die Gassen der Altstadt, so verwinkelt und klein wie ich’s in Sevilla erlebt hatte.

Der Platz wo ich zwei Nächte schlafe ist super: Freie Strandduschen, Wasserhähne mit Trinkwasser und ein traumhafter Strand an dem nichts los ist. Etwas hinter mir parken ein paar Caravans die auf die Fähre nach Gran Canaria warten. Darunter ein lustiger Zirkuswagen, mit junger Artistenfamilie von denen ich morgens meinen Kaffee bekomme, und noch ein riesiger deutscher Omnibus der schon vor 40 Jahren zu einem Wohnmobil ausgebaut wurde. Mit Holzofen, Flachbildschirmen und einem Minihubschrauber an Bord.

Schon unglaublich mit welchem Luxus manch einer herum reist.

Anna, immer noch nicht ganz fit, radelt mit mir jetzt auf dem gleichen Weg wie ich nach Cádiz reinkam raus – auf der Autobahn. Rechts von uns eine große Militäranlage, Soldaten die aus Langweile Raketen ins offene Meer feuern. Das soll wohl die Schmuggler aus Afrika davon abhalten mit ihren Booten hier an Land zu gehen.

Das letzte Stück Spaniens Südzipfel wird deutlich hügeliger als das was wir die letzten Wochen seit Lissabon gefahren sind. Dementsprechend muss Anna auch mit sich und den Bergen kämpfen. Dafür hat die Landschaft einiges zu bieten, große Sanddünen zwischen mit Kiefern bewachsenen Hügeln.

Afrika. Ich schaue verdutzt noch einmal auf mein Navi. Das kann nicht sein, das die Bergketten da vor uns noch zu Spanien gehören. Anna glaubt mir erst nicht aber ja, Afrika liegt fast greifbar nahe vor uns, keine 30 Kilometer entfernt.

Tolle Strandstücke die wir zum Campen finden, mit Kühen am Morgen und Afrika als Panoramablick.
Tariffa, Spaniens südlichster Zipfel. Rechts von uns der Atlantik, zur Linken das Mittelmeer und vor uns Afrika.

Im Ort suchen wir ein Hostel und bleiben ein paar Tage. Lauter Surfer und Kiteboarder, so wie es immer mehr Snowboarder gibt nimmt die Zahl der Windsurfer ab, die der Kiter zu. Dazu ein paar Jugendliche die hier mit der Fähre aus Afrika ankommen oder einen Kurztrip von hier für ein paar Euro Buchen.

Die Fähre unverschämt teuer. In Ceuta soll sie billiger sein, so radele ich Die 50 Kilometer in die nächste Stadt.

Anna geht’s schon seit abends wieder so schlecht das wir erst noch in Tariffa ein Ärztehaus aufsuchen und sie am Morgen der Bus nach Ceuta nimmt, um dort ins Europäische Krankenhaus zu gehen.

Als ich nachmittags endlich das Krankenhaus finde ist Anna den Tränen nahe, seit Stunden wartet sie. Angeblich hätte man ihren Namen aufgerufen – sie saß über fünf Stunden dort im Warteraum.

Das Grauen, die ganze Prozedur nochmal??? Wir haben noch keinen Schlafplatz. Dieses Mal haben wir aber wirkliches Glück. Im Mc Donalds sitzend um nach einem Hostel zu schauen, kommt Alvaro auf uns zu und murmelt etwas von Bikeafrica. Ihm hatte ich vor Tagen über Couchsurfing geschrieben und er hat mein Fahrrad vor der Tür erkannt. Klasse, wir haben einen Schlafplatz, und was für ein Luxus. Ein schönes Zimmer mit Blick aufs Meer . Abends kochen wir zusammen und er zeigt mir stolz seine Schallplattensammlung. Ein richtig nettes Kerlchen obwohl er als Mathelehrer den Tag über arbeitet nimmt er sich mittags frei und fährt uns mit dem Auto durch die Gegend. So bekomme ich doch nochmal etwas von Spaniens Hinterland in Richtung Ronda zu sehen

 

Letzte Vorbereitungen für Afrika ich check noch einmal Biki, organisiere mir einen Ersatzmantel.

Time to say good-bye.

Donnerstag, der 14 Februar 2013. Bis ich Biki gesattelt und meinen Kram ausgemistet habe ist es mittags. Zusammen mit Anna radele ich an den Hafen um zu schauen wie teuer ein Ticket ist.

Für 9,60 Euro gibt es das Ticket – He, das ist mal ein Unterschied zu den veranschlagten 60 Euro in Tarifa!

Die nächste Fähre geht in 5 Minuten. So bleibt nur eine kurze Zeit für ein letztes Tschüss,  Anna und ich gehen nach zweieinhalb Monaten wieder unserer eigener Wege.


Afrika und mich trennen nur noch 25 Kilometer Mittelmeer.

 



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